Hochwanner "Direkte Nordwand"


Die gewaltige Hochwanner Nordwand vom Hohen Gaif aus gesehen
Die gewaltige Hochwanner Nordwand vom Hohen Gaif aus gesehen

Tag -und Nacht füllende "Tagestour" in der riesigen Wand.

Nur für echte Alpinisten...wenn ich bloß einer wär´.

Nicht, dass der Eindruck entsteht ich klettere nur

Longlines, den alten Rother Wettersteinführer kenne ich

seit Jugendtagen auswendig (wann war das gleich?)

Weil´s über die Tour so gut wie nichts im Internet gibt,

hier nun der Bericht unserer Begehung:

Das Foto rechts wurde im Hochsommer aufgenommen,

Ende September gibt´s natürlich keine Sonne mehr in der Wand.

 

Torsten und ich starten also um halb sechs in Garmisch

mit den Rädern und strampeln einem langen Tag entgegen.

Bis zur Bockhütte läuft´s recht gut, aber bei den nervigen

und vor allem schottrigen Anstiegen Richtung Reintalanger-

hütte spürt man dann ganz schön die Haxen...

 

Da haben wir uns ja was vorgenommen. Wer findet den Kletterer?
Da haben wir uns ja was vorgenommen. Wer findet den Kletterer?

Gegen sieben Uhr können wir die Räder auf Höhe der ehemaligen

hinteren blauen Gumpe deponieren.

Inzwischen ist es auch hell geworden und wir steigen

nach einer Pause durch die Partnach und zum Wandfuss

auf. Der Einstieg ist dank Adi Stockers Wandfoto problemlos

zu finden und um acht starten wir dann endlich

mit der Kletterei.

In der 90 Meter Querung (schaut schlimmer aus, als es ist)
In der 90 Meter Querung (schaut schlimmer aus, als es ist)

Die Orientierung im unteren Wandteil klappt ganz gut,

nur einmal geraten wir in steilem Grasschotter zu weit links,

können aber den Weiterweg erkennen. So kommen wir

zügig voran, finden auch Steinmänner und beim Start

in den Plattenquergang einen Stand mit zwei Haken.

Die Stelle schaut ja gar nicht so wild aus, also bleibt das 

Seil vorerst im Rucksack. Tipp: Kletterschuhe erhöhen den

Spass ganz erheblich.

Das 10 Meter Wandl (4-?)
Das 10 Meter Wandl (4-?)

Etwas anders schaut´s dann aber beim 10 Meter Wandl aus.

Wir versuchen es zwar kurz seilfrei, aber dann ist uns doch

nicht so wohl bei der Sache. Also schlage ich zwei Haken

und Torsten packt das Wandl an.

Als wir wieder leichteres Gelände erreichen, sind wir

uns einig, dass das eher ein leicht brüchiger Fünfer war,

eine gutgriffige 4- schaut jedenfalls anders aus.

Vielleicht war´s aber auch das falsche Wandl?

Weiter rechts gibt´s wahrscheinlich auch eine

Durchstiegsmöglichkeit.

Im Hauptteil, die Verschneidung links ist nicht zu übersehen
Im Hauptteil, die Verschneidung links ist nicht zu übersehen

Wie dem auch sei, nach dieser Passage klettern wir

flott auf den Heiskopf (kleiner begrünter Sporn)

und der markante gelbe Turm kündigt den Beginn

des Hauptteils an. Eigentlich kann man sich hier

nicht verlaufen, es ist ja klar, dass man zur

irgendwie grausig aussehenden Verschneidung muss.

Ab dem gelben Turm sind wir wieder am Seil geklettert.

Harte Alpinisten brauchen es vielleicht erst später.

 

Die steile schleimige Verschneidung
Die steile schleimige Verschneidung

In der Verschneidung ist dann der ganze Alpinist gefragt.

Sie ist steil, nass und schleimig und auch etwas brüchig.

Auf 30 Metern entdeckten wir nur einen einzigen

lausigen Haken...Torstens Kommentare während dieser

Kletterei schwanken von oh Gott, oh Gott bis zu: solche

Seillängen macht man nicht, wenn man Kinder hat...

na suuuper....

Dabei hat er erst im September die Schlünde der Civetta

durchstiegen, was uns hier von Vorteil war.

Wir schlugen auch zwei Zwischenhaken zur besseren

Absicherung (wieder entfernt).

Diese Seillänge ist eindeutig die wildeste der ganzen Tour.

Laut altem Führer soll es weiter links eine Umgehung

geben....

 

Am Stand nach der Verschneidung
Am Stand nach der Verschneidung

Der folgende Aufschwung ist mit 6- zwar nominell höher

bewertet, klettert sich dann aber

wieder deutlich besser.

 

Start in die nächste Länge
Start in die nächste Länge

Jetzt geht´s in einer Linksschleife steil und ausgesetzt

in das nächste Riss -und Kaminsystem.

Der Fels ist wieder trocken und recht griffig und

es stecken doch tatsächlich ein paar Haken.

Torsten hat den nächsten Stand nicht gesehen (ist aber

vorhanden - zwei alte Haken) und ist noch

ein Stück in die nächste Länge geklettert.

Der letzte steile Kamin
Der letzte steile Kamin

Nachdem der Zwischenstand nicht sonderlich gut war,

schlug ich noch einen Bugaboo (grosser Bruder vom

Knifeblade) dazu, der wartet jetzt dort auf

mutige Begeher...apropos: während der Zeit an den

Standplätzen schweiften die Gedanken immer

wieder zum Fischer Franze ab.

Seine Begehung von 1936 ist einfach der Hammer...

damals warn´s halt viel wilder...hei mi leckst...

 

Das exponierte Band in der Rückschau
Das exponierte Band in der Rückschau

Damit waren also die Schwierigkeiten geschafft.

Es ist jetzt drei Uhr Nachmittag und der Weiterweg

schaut nicht mehr so tragisch aus.

Es geht immer auf der Rampe nach links aufwärts.

Kurz vor der berühmten Unterbrechungsstelle

machten wir Stand und kletterten in einer langen

Seillänge bis zum Beginn des "Ausstiegs".

Nebelreissen im Ausstieg
Nebelreissen im Ausstieg

Der sollte sich nämlich noch elendig ziehen.

Das Seil war wieder im Rucksack und es galt

300 Höhenmeter Zweier und Dreier Gelände

hinter sich zu bringen. Inzwischen war Nebel

eingefallen, was die Wegsuche nicht sonderlich erleichterte.

Geht aber ganz gut, immer durch Rinnen mehr oder

weniger gerade nach oben.

Wolkenstimmung auf dem Hochwanner
Wolkenstimmung auf dem Hochwanner

Dann endlich gegen fünf war der Gipfel erreicht.

Nicht die schnellsten und das Ein -und Ausnageln der

Standplätze kostete zusätzlich Zeit...

alles egal, wir sind oben.

Ein fester Händedruck...danke Torsten...warst wie immer

a Viech...

Runterschottern was die Knie hergeben
Runterschottern was die Knie hergeben

So, jetzt aber ab zum Bier!!!

Zum Glück konnte sich Torsten noch etwas an den 

Abstieg erinnern, den er von einer Begehung der

"Alten Nord" mit Charly vor zehn Jahren kannte.

Der Nebel war teilweise verdammt dicht.

Oh ha...des mim Bier dauert wohl no a bisserl...
Oh ha...des mim Bier dauert wohl no a bisserl...

Als es wieder aufklarte, mussten wir schmerzlich

"einsehen", wie weit sich der Abstieg noch ziehen wird.

Wir querten über endlose Schotterfelder unter der

Hochwanner Südwand zum Hohen Kamm.

Über diesen nach einer Ewigkeit endlich zum Gatterl.

In der einsetzenden Dunkelheit konnten wir den Leitersteig

nicht finden, dafür sahen wir die Lichter der Knorrhütte

wie eine Erscheinung drüben am Hang leuchten.

Huift nix, nüba miass ma!

Um halb neun konnten wir uns dann an einer Radlmass

Kuchen und Schokolade laben...yeah...und die Verlockung

war gross, gleich hier zu schlafen.

Aber wir rafften uns doch noch auf, fanden später sogar noch

die Räder und waren um elf wieder in Garmisch.

Fazit:

Gewaltige Tour für sichere Alpinisten

Verwendetes Material:

50 Meter Doppelseil

10 Exen

Satz Keile

Cams bis Nr. 3

Hammer und sechs Haken

Danke:

An Adi Stocker für das tolle Topo

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Kommentare: 4
  • #1

    Martin (Sonntag, 02 Oktober 2016 08:57)

    Nice! Schöner Bericht! Muss man vielleicht doch mal machen :-)

  • #2

    Hannes (Sonntag, 02 Oktober 2016 18:18)

    Hi Martin,
    danke Dir.
    Ja, ist auf jeden Fall eine beeindruckende Route in recht gutem Fels.

  • #3

    Tante Christl (Montag, 03 Oktober 2016 11:25)

    Gratuliere zu der Mammuttour und vor allem, dass du heil heim gekommen bist.
    Viele Grüße Dir, Nicki und Lea
    Gute Wünsche weiterhin und immer einen guten Schutzengel!

  • #4

    Hannes (Montag, 03 Oktober 2016 21:34)

    Danke Christl für die guten Wünsche.
    Euch dreien auch alles Gute.