Monte Agner "Nordkante"


Geschafft...Biwakschachtel auf dem Agner
Geschafft...Biwakschachtel auf dem Agner

20 Jahre des Sehnens und Wartens mussten vergehen, bis

sich der Traum von der Agnerkante endlich erfüllt hat...

die alten Geschichten von Manni und co kenn ich alle

auswendig. Ebenso sämtliche Internetliteratur...deshalb

war die Wegfindung überhaupt kein Problem...

Die erste 5+ (13. Seillänge)
Die erste 5+ (13. Seillänge)

Mit dem Ziel es bis zum Abend zum Gipfel zu schaffen, starten

Dirk und ich in aller herrgottsfrüh vom Parkplatz bei

Col di Pra.

Es gibt momentan auch eine Brücke zur bequemen

Flußüberquerung.

Der Weg ist gut im Dunkeln zu finden und um viertel

nach sechs reicht das Tageslicht zum Einstieg in das

Agner Abenteuer...

120 Meter Kamin nach dem Biwak bei der Lärche
120 Meter Kamin nach dem Biwak bei der Lärche

Der untere Teil ist sogar angenehm trocken...trotzdem wollen

wir nicht auf das Seil verzichten und lassen im Bereich der vierten? Seillänge etwas Zeit liegen...dort hat es einen sehr

frischen Felssturz gegeben und man klettert wie auf rohen

Eiern über unangenehmes Gelände...  

Abgespaltener Pfeiler: hier einige Meter abklettern und unten rüberspreizen, oder "Überfall"...
Abgespaltener Pfeiler: hier einige Meter abklettern und unten rüberspreizen, oder "Überfall"...

Die erste Kantenschulter ist dann auch bald erreicht und man

kämpft sich durch die Latschenfelder weiter (weit weniger

schlimm wie befürchtet). 

Die Temperatur ist auch erträglich, wahrscheinlich wird´s

Ende August auf der Nordkante doch nicht mehr so heiß.

Traumblick von der dritten Kantenschulter auf die "Headwall"...wir müssen da hoch!!!
Traumblick von der dritten Kantenschulter auf die "Headwall"...wir müssen da hoch!!!

Wir sind derweil nicht schneller geworden und sichern

wahrscheinlich zu "gut"...der Weg will kein Ende nehmen...

die Dimensionen sind riesig...sprich: irgendwann mussten

wir uns eingestehen, dass es heute nie zum Gipfel reichen 

wird...und stellten uns auf ein Biwak ein...

So entspannt war es nur die erste halbe Stunde...dann fing das lange Bibbern an...
So entspannt war es nur die erste halbe Stunde...dann fing das lange Bibbern an...

In den Abendstunden erreichen wir den Biwakplatz an der

dritten Kantenschulter und schauen auf die angenehm

temperierte Gipfelwand...morgen werden wir uns hier den

A.... ab frieren....tja, wenn man zu langsam ist...

Zum Glück haben wir den Biwakplatz für uns allein.

Bei mehr als zwei Personen wird´s hier eng...

Und die Verfolger, die wir weit unten sahen, scheinen

auf der zweiten Schulter zu biwakieren.

 

Die 5+ nach der Schlüssellänge...hier waren sich alle einig, dass sie viel schwerer ist...
Die 5+ nach der Schlüssellänge...hier waren sich alle einig, dass sie viel schwerer ist...

Leidlich ausgerüstet mit Mini Schlafsack und Daunenjacke

schlugen wir uns die Nacht um die Ohren und wurden

in der früh noch vom eisigen Wind gebeutelt...

weshalb wir erst um acht Uhr weiter kletterten.

Wir sind vom Biwak gerade hoch, dass ist der einzig

logische Weg.

Auf der Pfeilerplattform angekommen, sahen wir vier!

Seilschaften in einem Affenzahn hinterherspurten...

Warm war´s uns immer noch nicht...erst nach der steilen

Schlüsselseillänge kam das Blut in Wallung.

Beim ersten Blick in diese rutscht das Herz erstmal in die Hose,

aber die Kletterei ist dann echt gut.

 

Topkletterei in der 5+ nach der Schlüssellänge
Topkletterei in der 5+ nach der Schlüssellänge

Inzwischen hatte uns der "Leitwolf" der acht Franzosen

eingeholt. Wie sich rausstellte, war es eine" Bergführer-

Ausbildungstour" mit fitten Jungs aus Chamonix...

(we needed a big Bivy, because we are eight...)

Wir ließen sie durch, schließlich wollten sie anderntags

noch die "Casarotto" machen...das kostete uns aber eine

Stunde und kalt wurde es auch wieder.

Steile, schwere Länge kurz vor dem Zackengrat (Ausstieg)
Steile, schwere Länge kurz vor dem Zackengrat (Ausstieg)

So jetzt aber raus!

Die folgenden steilen Längen sind gar nicht so leicht und

schön langsam waren wir am Ende.

Dafür streiften uns zarte Sonnenstrahlen...

Steil und schwer..oben sieht man den Zackengrat
Steil und schwer..oben sieht man den Zackengrat

Noch eine letzte schwere Länge dann, legte sich die

Wand zurück...sollten wir es tatsächlich geschafft haben?

Yeah!!!
Yeah!!!

Tatsache!!

Wir sind aus dem gröbsten raus und können bald die

Seile wegpacken...hier holen uns Daniel und Lukas

ein...die heute um vier Uhr früh gestartet sind und

locker durchgemoved sind...

Gipfelplateau
Gipfelplateau

Körperlich am Ende, aber überglücklich feiern wir die

Agnerkante und machen uns gleich zum Abstieg auf.

Zur Feier des Tages wollen wir auf dem Refugio Scarpa

schlafen...nur stehen wir dort vor verschlossener Tür...

Baustelle seit 26.07...

Tja, dann halt ganz runter...zum Glück finden

wir  in Frassene bald eine Mitfahrgelegenheit

nach Col di Pra...

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Kommentare: 4
  • #1

    Hirschi (Freitag, 01 September 2017 18:10)

    sehr, sehr lässig...Hut ab... und geile Bilder....

  • #2

    Georg (Samstag, 02 September 2017 10:54)

    hab heute den Dirk getroffen ("...haben wir uns nicht in der Brenta getroffen?"), der mir von eurer Tour erzählt hat. Reschpeckt, echt starke Tour und super Bericht.

  • #3

    Hannes (Samstag, 02 September 2017 16:05)

    Servus Hirschi und Georg,

    Danke für die Rückmeldungen und auf einen schönen Herbst!

  • #4

    Erika (Samstag, 09 September 2017 22:08)

    Hallo Hannes,
    mit Spannung habe ich auf Deinen Bericht gewartet. Dein Traum hat sich nun nach 20 Jahren erfüllt.
    Herzlichen Glückwunsch Euch Beiden, das habt Ihr super gemacht und ein großes Dankeschön, dass
    alles gut ging. Die Bilder sind super schön und sehr eindrucksvoll. Aber wie ich Euch kenne gilt der Spruch.
    Hat sich ein Wunsch erfüllt, so bekommt er augenblicklich Junge.
    Erika