So nun also auf zur letzten und schwersten "Rätikon - Pause"....
Unser Respekt vor der Tour wurde immer größer, je öfter wir an
der steilen Wand vorbei liefen....schließlich wissen wir nur zu
gut, für was die Namen der Erstbegeher stehen....noch dazu
wurde die Wand ja von ihnen mit zwei Biwaks geklettert...bei
einer Wandhöhe von 300 Metern wohlgemerkt!!!
Probieren geht ja bekanntermaßen über studieren....wenn wir
es nicht versuchen, werden wir nie erfahren, ob wir der Sache gewachsen sind...
Wir haben Anfang September und das stabile Wetter
verspricht trockene und "karpfenfreie" (Pause-Insider..)
Verhältnisse.
Wir erreichen den P6 aber erst um Mitternacht...
Kochen fällt aus....die Nacht wird also nicht allzu
lang werden...
In der früh steigen wir ganz gemütlich in 2 Stunden
über den Partnunsee zur Wand (zieht sich!)
Am Einstieg steckt auch ein Bohrhaken, ist also
gut zu finden.
Nach einer langen Pause starte ich in die erste Länge...
gar nicht so leicht und ziemlich brüchig...trotz der
Bohrhaken darf gleich ordentlich und konzentriert
geklettert werden...aber irgendwie komme ich doch
ganz gut voran.
In der zweiten Länge wird´s dann gleich deftig...ist was für Rissexperten a´la Yosemite....
(Hand -und Faustriss).
Der Start klappt am besten direkt im Riss (ohne Ausspreizen)... ist aber mächtig
schwer...wie heißt´s so schön: man sollte nicht allzu schnell weinerlich werden...
Oder man nimmt die zwei Bolts rechts zur Hilfe...selbst dann nicht ganz leicht...
nach dieser Passage wird es wieder etwas angenehmer...
Jaja...für 6- darf hier ordentlich und auch ziemlich feinbeinig
geklettert werden...ich komme fast nicht hoch...kann mich aber
dann doch mit ein paar "Balance-Schiebern" zum Stand retten.
Gut ist auch das Bild von Marcel an dieser Stelle...
Der Ausblick hingegen entschädigt für die Mühen...
denn das Ambiente ist einmalig....ich war sogar vor
ein paar Jahren mit Michi schon mal auf dem Zapfen...
Damals erreichten wir die Wand nicht vom Partnunsee,
sondern vom letzten Bauernhof rechts....das funktioniert recht gut, ist wahrscheinlich sogar etwas entspannter...
Bei der nächsten Vierer Länge sollte der Vorsteiger ab und zu was legen...sonst wird´s für den Nachsteiger spannend...45 Meter
schräg rechts hoch (ohne Haken...)
Mit der fünften Länge wird dann endlich das Verschneidungssystem erreicht....der Anfang ist recht
gutmütig, aber dann darf zum Stand hin fast schon
alles gegeben werden (für mich zumindest...)
der Fels ist dort glatt und mit Flechten überzogen
und von oben rieselt Erde auf die Griffe...der Kumpel
sieht einen nicht und ist weit weg...also: MUHWEN!
Die Absicherung ist aber ganz ok.
Gleiche Stelle von oben...für den Nachsteiger ist es natürlich
nur noch halb so schwer...
Die sechste Länge ist das Titelbild oben...sie ist frei 7+.
Aber eine freie Begehung ist für uns schon längst nicht
mehr drin...wir können froh sein, wenn wir die Tour
technisch schaffen.
Von der 5+ (7. Länge) gibt es leider keine schönen Bilder...
Aber auch die ist nicht geschenkt und außerdem die
"Erdquelle"....also von dort rieselt es beständig nach unten...
Dann kommt sie die achte Länge...schaut sogar einigermaßen trocken aus.
Und von Beginn an wird´s schwer...bevor es nach links
"rausbaucht"...das Problem ist dabei, dass es auf der linken
Seite kaum Tritte hat. Will man das frei klettern, dann wohl am
besten mit hoch ansteigen (so Knieklemmer mäßig...)
Wir gehen es technisch...auch nicht leicht, weil die Bolts oft
weit draußen stecken, außerdem fehlt eine Lasche....was zu ein paar herzhaften Klimmzügen am 0,5er Cam führt....
Aber auch das ist irgendwann geschafft und man kann sich
am bequemen Standpodest ins Wandbuch eintragen:
Nummer 416! Yeah!!
Leider war´s das noch nicht: Nach der etwas leichteren 9. Länge darf in der 10. noch
mal alles gegeben werden...boah ist des zach....wirklich bis zum letzten Meter...
irgendwie schaut´s auf dem Bild gar ned so wild aus....nach dem letzen Zug über
den Wulst steht man dann unvermittelt auf der Ausstiegsplatte....
Ja die letzte Länge ist dann wirklich ein Genuss: An rauhen
Wasserrillen geht´s nach oben...zum ersten mal heute
top Fels...der Rest der Route besticht nicht gerade durch
Schönheit....
Aber die Linie und der Nimbus sind natürlich überragend.
Der Abstieg ist dann einer der bequemsten....über traumhaftes
und menschenleeres Gelände geht´s rechts runter nach
St. Antönien...schöner Ausklang....
Fazit:
Für uns zu schwer...aber "irgendwie" machbar...
Absicherung ist recht gut...Cams zusätzlich,
Keile haben wir nicht verwendet...sollte sich
einer der Normalhaken verabschieden wird´s
bitter...
Rotpunkt Ambitionierte sollten etwa 8+ in
herb-rassigem Gelände onsight draufhaben...
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Erika Schmid (Sonntag, 17 September 2023 16:52)
Ich gratuliere euch zu dieser wieder einmal sehr schweren Tour. Das Rätikon, sprich Schweiz, ist immer eine Reise wert. Schade, dass ihr da schon alles gemacht habt. Die Bilder sprechen für sich, einfach
wunderschön. Bleibt gesund und noch viele schöne (vielleicht nicht ganz so schwere Klettertouren) wünsche ich euch von Herzen.