Bei unserer diesjährigen "Ausfahrt" kam wieder was
dazwischen: nach ein bisschen Einklettern am
Piilier Rouge ..."Nabot Leon" und "Les diamants du
President" (bis die Nerven blank lagen am 50 Meter Riss...)
löste sich beim Hanwag Schuh die Sohle ab.....so ein
Graffel...somit waren Gletschertouren für uns nicht
mehr drin....oh mann...da fiel unsere Wahl auf den
Westgrat...der müsste jetzt schon mit Zustiegsschuhen
gehen...also auf zum Salbit....
Wir planten es mit einem Biwak in den Blockfeldern...das hat den
Vorteil, dass man nach dem nächtlichen Abstieg direkt in den
kuscheligen Schlafsack schlüpfen kann😉...dafür muss mehr
hochgebuckelt werden...des Bier is so schwer...
Die Route ist bei Marcel und Tobi ja bestens beschrieben,
weshalb ich nur einen groben Überblick gebe und über
den aktuellen Zustand spreche...
die Tour ist ganz frisch saniert...ich würde sagen...das
war gerade zu rechten Zeit...
Bei Traumwetter steigen wir als einzige Seilschaft um
sechs Uhr ein...was ist da los....wahrscheinlich lags
am Wetterbericht...der war inzwischen etwas "zurück
gerudert"...
Der erste Turm ist kein Unbekannter für uns...bei unserer letzten
Schweizfahrt waren wir schon droben und seilten damals über die
"Geier/Furrer" ab...das geht sehr gut...
Deshalb läufts heute wie am Schnürchen...hehe...
Kurze Zeit später sind wir schon am letztjährigen Umkehrpunkt
und heute gibt es kein Zögern...rasch wird mit dem ersten
Abseiler von insgesamt fünf begonnen...die Standplätze
sind seit der Sanierung mit Doppelringen versehen...dadurch
lässt sich das Seil super abziehen....
Dann geht´s in den linken Riss...lange Seillänge...
vereinzelte Bohrhaken und Chalkspuren weisen den Weg...
die Normalhaken sind kaum noch vorhanden....
Der Holzkeilriss ist dann nicht so schlimm wie befürchtet...Dirk
versenkt trotzdem den vierer Cam...so ist´s recht gut machbar...
die Frage ist halt, ob man den großen Freund extra für diese Länge
mitschleppt...danach braucht man den nämlich nimmer...
Die folgenden Seillänge führen langsam auf den Turm 2...
die sind alle sehr lang und man sollte immer auf den
Seilverlauf achten...
Ohne Pause seilen wir gleich in die Scharte beim
dritten Turm ab...wir haben schon wieder etwas
Zeit verloren und es zieht zu...
Vom dritten Turm hab ich keine Bilder, aber der ist zum Glück
nicht so lang und über die Boulderstelle nullen wir uns
kurzerhand drüber...ähem...
Dann holt uns ein kleines Gewitter ein...nix Wildes...wir können
einigermaßen geschützt in der Scharte vor dem vierten Turm
abwarten (im Bergsteigen Topo als Hotel Salbit bezeichnet....
stimmt nicht ganz...ist ein Häusl weiter...)
Wir machen auch gleich etwas Pause und dann geht´s auf
zum Schinder(Hannes) Riss...der ist ziemlich zach...halb gequetscht, halb gepiazt geht´s schleppend dahin...
Nach dem vierten Turm folgt der überhängende Abseiler zum
Hotel Salbit...nicht sehr einladend....nordseitig, kalt und windig...
lieber schnell weiter...wir müssen auf die Tube drücken....denn
die Hauptschwierigkeiten am fünften und sechsten Turm
liegen noch vor uns....also ständig im "weiter, weiter - Modus"
kraxeln....das Problem ist, dass man nach jedem Abseiler von
recht weit unten wieder starten darf...des zieht sich...
Zu unseren großen Erleichterung sehen wir dass die ehemalige
A1 Traverse am fünften Turm eingebohrt wurde und evtl. sogar
frei geklettert? Chalkspuren lassen darauf schließen...
Wir fackeln nicht lange und folgen einfach den Bohrhaken...
die stecken so, dass man es auch technisch gehen kann....
so spart man man sich den aufwändigen und wild aussehenden
Pendler mit dem ungesicherten Wiederaufstieg...
Am Turm sechs schaut es ähnlich aus...drei Bohrhaken stecken recht nah
bei einander, so können wir bessere Griffe erreichen und der Pendler hier
ist nicht mehr nötig....kann natürlich trotzdem gemacht werden (bei mehr
Zeit)...ein Ring steckt an der richtigen Stelle...die rostige Kette wird nicht mehr
benötigt.
Die Bohrhakenleiter ist dann ein Fall für mich....Armspannweite von knapp 190cm macht´s möglich...
hähä....und mit Spannung erwarte ich die Sicherungssituation
vor der kühnen Schuppe...nach der Hakenleiter darf auch noch
schön frei geklettert werden...
Mit großer Erleichterung entdecke ich einen Bohrhaken genau
an der rechten Stelle...den nehme ich gleich als Stand her.
Auf diese Weise kann die kühne Kantenhangel ohne Seilzug
angegangen werden...nach wie vor stecken nur zwei
Bohrhaken und ein Fixkeil....
Die Kletterei ist ein bisschen speziell...ständig glaubt man gleich
um die Kante zu fallen, aber mit den Füßen sauber auf Reibung
stehen und meistens eine Hand an der Kante geht´s irgendwie...
wir müssen mal wieder da hoch....wie man zur etwaigen
Rechtsumgehung hin kommen soll, ist mir hingegen ein Rätsel...
Puh...jetzt noch schnell die restlichen Seillängen "rauf sprinten"
und um neun sind wir endlich oben...das hat dann doch wieder
länger gedauert...😏...egal...we did it!!!! yeah....
Wir machen uns auch gleich zum Abstieg im Stirnlampenlicht auf...
und wurschteln uns irgendwie rechts vom Schneefeld durch...selbiges
war uns im Dunkeln zu riskant....und erreichen tatsächlich noch
unseren Biwakplatz....das gibt noch eine schöne "Restnacht"....
Fazit:
sau cool war´s...Wetterglück...allein unterwegs....Traumtour...
danke an die Sanierer...sehr glücklich jetzt über diese Route...
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Erika (Freitag, 26 Juli 2024 19:48)
Mit großer Spannung habe ich auf den Bericht von dir gewartet. Er übertrifft alle Erwartungen.
Ich gratuliere euch zu dieser großen und schweren Klettertour, ihr habt das hervorragend geschafft.
Danke für die eindrucksvollen Bilder, kein Wunder, bei dieser Kulisse und immer wieder neuen Himmelsleitern. Die Wünsche werden immer mehr, denn kaum sind sie erfüllt, kommen gleich wieder neue. In diesem Sinne viel Freude beim Klettern, gute Kondition und bleibt unbedingt gesund .