
*Die "Via Diretta Integrale" bietet einen logischen und
wunderschönen Direkteinstieg zur "Fuorikante", allerdings nur für diejenigen, die Seillänge um Seillänge
in diesem Gelände zügig abspulen können.
Der obere, klassische Teil spricht eher den selbständigen
Bergsteiger an, wenngleich die meisten Stände gebohrt
sind. Der Abstieg ist ist eine weitere Klettertour für sich
und erfordert nochmals die ganze Konzentration und Ausdauer sowie einen ausgeprägten Orientierungssinn....
*Zitat aus dem Topoguide Teil eins...

Das kann ich alles genau so bestätigen!
Auf extreme collect findet man hingegen Sätze wie: ...schöne
Plaisirtour....naja, das wird wohl nur für die wenigsten Begeher
zutreffen.
Ehrlich gesagt, habe ich die Route ganz schön unterschätzt..🥴...
Mich würde interessieren, wer es bis zum Abendessen zur
Hütte zurück geschafft hat. Das gibt es um 18:30....aber die
super netten Wirtsleute Cinzia und Mauro zaubern auch für
Spätankömmlinge noch was.
Seit Juli 2025 hat die Hütte nun wieder auf und ist über
den sehr schönen neuen Weg in drei Stunden zu erreichen.
Auch das Bondasca Tal kann man für 10.- Franken (in Münzen)
wieder rauf fahren (würde ich nicht mit einem neuen Auto
machen...)

Wir haben Mitte Juli das Wetterglück auf unserer Seite, so können wir endlich wieder eine richtige Krachertour angehen....
Diesmal sogar mit Hüttenunterstützung...zur Abwechslung mal
kein so Geschleppe...außerdem wollten wir schauen, ob die
Portionen immer noch so klein sind (kleinfilm - Insider!)
Keine Angst, es wurden alle gut satt und Nachschlag gab´s auch😉
So gegen sieben steigen wir in die Wand ein...der erste Bohrhaken
ist etwa acht Meter über dem Schneefeld...der rote Pfeil ist kaum noch zu sehen.
Das Schneefeld war recht hart und mit meinen "Trail-Schneeketten" musste ich mich ganz schön schinden...

...man kommt aber drüben recht gut in die Felsen rein.
Nun erwarten einen sieben lange Seillängen, alle so im fünften Grad...sehr sichere Alpinsten könnten das natürlich wesentlich schneller am laufenden Seil klettern...wir sind hingegen standweise unterwegs.

Das Gestein ist toll, ebenso die Absicherung,
so gewinnt man auch auf diese Methode
schnell an Höhe...

Wir haben auch ordentlich warme Klamotten dabei, weil es an
der Kante wohl gerne zieht...bei uns war es aber recht warm.
Bald liegt der "Aufwärmteil" hinter uns und wir stehen alsbald
vor der glatten Platte die rüber zur Verschneidung führt...schaut ganz schön schwer aus!

Von nun an werden fast nur noch viele schwere Längen
kommen...
Die Platte ist tatsächlich recht glatt, aber im Riß kommen
immer wieder gute Griffe...zu den Bolts können auch noch
kleine Cams platziert werden.

Die nun folgenden zwei Verschneidungslängen sind dann
eher klassisch schwer...die Linie ist auch der Oberhammer...
nix zum schnell mal Hochrennen.

Nach der Monsterverschneidung erreicht uns schon die Sonne, also
circa in der 12. Seillänge...sind wir wirklich derart langsam oder
steht die Sonne so hoch?

...wo sie sich das erste Mal aufsteilt, kompromisslos und kompakt,
muss man zwischen den soliden Bohrhaken immer wieder
sieben, acht Meter zuklettern, ohne viel zu (über)legen...
...noch ein Zitat aus dem Pause...
Stimmt, es löst sich aber doch ganz auf...weit rechts! Direkt
an der immer luftiger werdenden Kante.

Wir befinden uns kurz danach oberhalb des rauteförmigen Pfeilers
und somit an der Stelle, von der ein Rückzug noch unproblematisch möglich wäre...es flogen zwei, drei Längen ohne
eingerichtete Standpätze...diese können aber meistens an
Blöcken bezogen werden.
Wir überlegen nicht lange und klettern einfach weiter...das
Wetter soll ja gut bleiben...

Ab jetzt heißt es immer den logischen Weg suchen und
das Topo gut zu studieren...prinzipiell ist die Linie klar vorgegeben...diese Länge hat auch ausreichend Normal-
haken. Sie ist relativ lang und führt direkt links hoch
zum luftigen Stand an Blöcken...

Jetzt sind wir mittendrin im Herz -und Filetstück der ganzen
Tour...es folgen die schwersten Längen...auch die Sechser
sind anhaltend!
Am Ende dieser Länge findet sich nun wieder je ein Bolt am Stand.
Die Seillängen 17 - 19 stellen dann die Crux der Tour dar...sie kommen also erst sehr weit oben!

Damit es nicht zu heimelig wird, ziehen, als wir genau dort
sind, dichte Wolken auf...das gibt gleich ein wilderes und
kühleres Ambiente ab...
Die Hälfte der Länge schafft Dirk frei, dann sind auch bei
ihm ein paar technische Passagen nötig...es dominiert
a....glatte Plattenkletterei....und es stecken meistens die original
Bohrhaken (die stammen wahrscheinlich aus den Sechzigern,
als die Route neu begangen wurde).

Am Ende der Schlüssellänge freut man sich über
diesen Fingerriss...der Nebel mildert die
enorme Ausgesetztheit etwas...

Aber das war´s noch nicht...die letzte 6+ Länge soll nochmal
vollen Einsatz fordern...stimmt auch...die pressige Passage
um´s Eck hat´s echt in sich...die Füße sind dabei voll auf Reibung
gestellt...zum Glück schaffen wir die Stelle...der Weg ist nun
frei Richtung Gipfel!

Der ist aber noch ein gutes Stück entfernt: es fehlen uns
noch vier lange Seillängen. Diese sind nicht übersichert und mit der ansonsten guten Topoguide Skizze haben wir
unsere liebe Not (die Längenangaben passen des öfteren
nicht.
Wir finden die Route trotzdem...weil wir immer mal wieder auf
Bohrhaken stoßen...das Gelände ist plattig. Wenn es hier
das Regnen anfängt, ist´s erstmal vorbei...

Macht es aber zum Glück nicht und der Gipfel ist nun
zum Greifen nah!!
Das Abendessen wird aber leider ausfallen...😉

Und er taucht schemenhaft über unseren Köpfen auf.
Super! Wir haben die Route geschafft!!
Also den ersten Teil....

Der zweite Teil wird Morgen folgen...es ist zwar noch
hell, aber wir wissen nicht, ob es weiter unten gute
Biwakplätze hat...hier hingegen gibt es ein paar "schöne" Möglichkeiten.
Es folgt nun die bewährte Biwaktaktik: möglichst lange
Steine rumschleppen und Mäuerchen bauen, damit man
nicht solange frieren muss...vielleicht kommt ja demnächst
jemand an unserem Kunstwerk vorbei....😊

Ich rufe noch kurz auf der Hütte an, und teile mit, dass wir heute nicht mehr kommen werden...das hatte ich Cinzia versprochen...
Die Wirtsleute haben die ganze Zeit an uns gedacht...total nett...

Zum Glück sind Juli Nächte recht kurz und allzu kalt war es
auch nicht...wir beide haben schon schlimmer biwakiert...
Aber jetzt kommt ja noch der lange und ungewisse
Abstieg und Mittag soll´s gewittern...
Also nichts wie los...der erste Teil ist mit Steinmännern
markiert und führt zur Scharte bei der Scioretta...
wir entscheiden uns für das zweimalige Abseilen und queren
unterhalb des Ausbruchs 50 Meter nach links.
Wir machen Stand an Cams und klettern in zwei, drei Längen
links vom Ausbruch zum Grat hoch...der Bereich befindet sich in grauem und glattem Gestein...stecken tut nichts und eine
Plattenstelle ist nicht ohne...vielleicht könnten die Kletterer
vor Ort mal ein paar Bohrhaken setzten...dann wär´s a
gmahde Wiesn...

Der weitere Abstieg verläuft nun wieder zügiger...der Weg sollte aber auch selbstständig gefunden werden können...nur ganz
wenige Steinmänner sind vorhanden...immer der einfachsten, logischsten Linie folgen!
Das Gelände ist nämlich recht plattig und kompakt hier.
Ein Band (siehe Bild rechts) führt dann zur ersten Kette nahe
der abgerundeten Kante...Obacht: der folgende Stand der
"Via Noemi" ist genau gegenüber an einem Block...wir haben
ihn zuerst übersehen und unnötigerweise viel Zeit beim Suchen
vergeudet...Tipp: jeden Abseilstand nehmen, der nun kommt,
auch wenn´s nur 30 anstatt 50 Meter Abseilerei waren...
Danach trudeln wir glücklich, zufrieden und kaputt
wieder bei der Hütte ein...
Fazit: Bergeller Traumtour!!! Wir hatten Cams von 0,2 bis 3
sowie ein Keilset dabei und auch oft eingesetzt.
Die Route wird wohl nicht sehr häufig begangen...selbst
die Bergführer, die auf der Hütte waren, kannten sie nicht.
Eventuell ist die Überschreitung der Scioretta einfacher
und schneller? Dazu gibt es aber keine hilfreichen
Informationen.
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